25.08.2022 15. Etappe Burgos nach Hornillos del Camino

Heute konnte man etwas länger schlafen, denn ein gemeinsames Frühstück war um 7.00 Uhr angesetzt. Beim packen des Rucksackes fragte Rudolf der Holländer, ob wir den sein Handtuch eingepackt hätten. Werner und ich sahen uns ratlos an. Ich meinte nur, das ich wohl sein Handtuch nicht bräuchte, ich hab ja ein eigenes. Ich sagte, er soll mal nachsehen in seinem Rucksack, vielleicht hat er es ja schon eingepackt. Und tatsächlich es war schon in seinem Rucksack. Irgendwie war sein verhalten schon seltsam. Gestern die Sache mit dem Geld, heute das Handtuch. Dazu seine widersprüchlichen Aussagen. Entweder war er sehr zerstreut oder er hatte wirkliche psychische Probleme. Der Frühstückstisch war schon gedeckt und es war eine schöne Unterhaltung. Für die Französin mit ihren Kindern war es heute der letzte Tag auf dem Camino. Sie wollten im nächsten Jahr hier in Burgos weiterpilgern. Von ihnen und auch von Marie Noel verabschiedete ich mich besonders intensiv. Die Casa Emaus wird für mich immer ein besonderer Ort bleiben. Zum Abschied durfte man aus einer Schale einen Spruch ziehen. Meiner lautete: „Werde der, der Du bist“. Darüber musste ich heute im Laufe des Tages des öfteren nachdenken. Zunächst führte der Weg endlos durch einen Park aus der Stadt hinaus. Es war schon am frühen Morgen heiß geworden und nach Burgos beginnt die Meseta dies karge Hochebene. Im Sommer ist man in der kahlen Landschaft gnadenlos der Hitze ausgesetzt und die Kilometer ziehen sich endlos dahin. Eine Prüfung für Körper, als auch Geist, aber eine große Bereicherung für jeden Pilger. Für mich meine absolute Lieblingsstrecke, was die meisten nicht verstehen konnten. Viele zogen es vor diese Strecke mit dem Bus zu fahren. Aber auf dieser Strecke die absolut monoton ist kann man ganz bei sich sein. Nach ca. 21 km in der Hitze ereichte ich zusammen mit Werner Hornillos del Camino. Am Ortseingang saßen Terri und Scott auf einer Bank gegenüber ihrer Herberge. Sie freuten sich uns wieder zu sehen. Als ich die Herberge sah, erinnerte ich mich an diese. Meeting Point. Aber heute wollte ich in die öffentliche Herberge. Sie lag direkt neben der Kirche. Es gab noch genügend Betten und es gab dort auch Abendessen. Im Schlafsaal war ich zunächst mit Werner der einzige Pilger. Nach einiger Zeit kamen noch 3 Spanier dazu. Sie waren sehr freundlich, sprachen aber kein englisch, so das die Kommunikation etwas schwierig war. Die Hospitalera sagte das am Abend ein Pilgergottesdienst wäre. Nach der üblichen Routine Duschen und Wäschewaschen machten wir es uns in der nebenan gelegenen Bar gemütlich. Ein junger Franzose setzte sich mit an den Tisch. Er arbeitete im Europaparlament und wollte unsere Meinung zur gemeinsamen Europapolitik hören. Er war natürlich sehr pro europäisch eingestellt im Gegensatz zu Werner und mir. Ganz gefiel ihm unsere Meinung nicht. Aber etwas ältere wie wir es waren, sehen es oft anders als die jüngeren. In der anschließenden Pilgermesse war zu meiner Überraschung auch Magdalena gekommen. Sie hatte einen Platz in einer anderen Herberge gefunden. Auch die 3 Spanier waren in der Messe, dazu 2 Pilger aus Neuseeland die ich schon aus Orisson kannte. Am Ende lud der Pfarrer alle nach vorne an den Altar für den Einzelpilgersegen. Ein schönes Gemeinschaftserlebnis – Seele des Camino. Am Ende forderte er jeden auf, noch ein Lied in seiner Sprache zu singen. Ich erklärte mich spontan bereit und sang „Segne du Maria“. Ich bekam zwar Beifall, aber wahrscheinlich war es mehr Mitleidsbeifall. Es klang, wie sagt immer mein Pate Alois „Grauenhaft schön“. Das gemeinsame Abendessen war dann auch noch einmal ein Highlight. Recht früh ging es heute zu Bett.