
Die Nacht im Schlafsaal war trotz der vielen Pilger relativ ruhig. Ich schlief richtig tief und fest und wachte kaum mal auf. Wenn ich aufwachte schlief ich auch gleich wieder ein. Entweder lag es an der Müdigkeit und der Hitze, oder sollte sich jetzt schon nach 4 Tagen die Entspannung eingestellt haben. Es konnte natürlich auch daran liegen, das ich schon unzählige Nächte in solchen Schlafsälen verbracht hatte im Gegensatz zu den meisten anderen Pilgern. Viele konnten sich damit anfreunden, aber es gab auch viele die es nach dem ausprobieren in den großen Herbergen sich nicht mehr antun wollten. Sie wollten einen gewissen Luxus und eine größere Privatsphäre, die hier nicht gegeben war. Was für diese Pilger natürlich zur Folge hatte, das sie die Unterkünfte vorbuchen mussten. So kam es dann des öfteren vor, das man von vollen Orten sprach und es würde keine Betten mehr geben. Dies war nur in den Privaten Herbergen meist der Fall. Die Gemeindeherbergen und die kirchlichen Herbergen die man nicht vorbuchen konnte hatten immer genügend Platz. So herrschte unter den Pilgern immer eine gewisse Unsicherheit bezüglich eines Bettes für die Nacht. Da ich immer in vorzugsweise kirchlichen Herbergen und Gemeindeherbergen übernachten wollte, hatte ich damit kein Problem und konnte immer frei entscheiden wie weit ich gehen wollte. Als heutiges Ziel hatte ich mir Pamplona gewählt, zum einen waren es so an die 21 km und zum anderen wollte ich in die deutsche Pilgerherberge Casa Paderborn. Dort war ich noch nicht gewesen und hatte immer wieder mal gelesen das dort die Atmosphäre sehr schön sein sollte. Unterwegs machte ich des öfteren eine kleine Pause um mich zu stärken. Gegen Mittag ereichte ich schon die Stadtgrenze. Werner hatte sich mir wieder angeschlossen und so gingen wir gemeinsam zur Casa Paderborn. Diese lag in der Nähe eines Flußufers etwas ausserhalb vom Zentrum. Bei der Ankunft hatte die Herberge noch nicht geöffnet, aber die beiden deutschen Hospitaleras sagten, wir sollen unter der Pergola warten bis sie offiziell öffnen würden. Lelia war bereits da, sie war ja ziemlich schnell unterwegs, so auch an diesem Tag. Ich freute mich sie wieder zu sehen. Irgendetwas verband uns auf diesen Weg. Danach kam auch noch Andre, ein junger sehr sympathischer Mann, dazu. Er kam aus Rumänien und sprach hervoragendes englisch und französisch. Rumänen traf man eigentlich selten auf dem Camino. Wir durften die in der Pergolalaube herunterwachsenden Weintrauben pflücken und essen. Nun kam zu unserer Überraschung auch noch Werner aus dem Hunsrück zusammen mit Laura in der Herberge an. Wir freuten uns die beiden zu sehen. Werner erzählte uns seine Odysee vom verlorenen Personalausweis. Er fuhr mit dem Taxi zurück nach Roncesvalles um selbst nach dem Ausweis zu suchen, aber auch ohne Erfolg. Er verständigte auch die Gardia Civil, diese waren sehr auf Pilger bedacht und machten sich auch nochmal auf den Weg ins Kloster und in die Bars in denen Werner gewesen war. Aber auch sie hatten keinen Erfolg. Werner machte dadurch schon einen niedergeschlagenen Eindruck. Aber die Hospitaleros in Pamplona waren sehr hilfsbereit und telefonierten mit den entsprechenden Stellen. So konnte Werner wenigstens mit seinem Foto vom Ausweis in die Herbergen kommen. Auch sprachen sie mit der Post in Burgos. Werners Frau sollte ihm seinen Reisepaß nach Burgos in die Post schicken, damit er ihn dort abholen konnte. Er war danach dahingehend etwas beruhigter. Da wir alle noch nichts gegessen hatten machten wir uns nach dem Duschen und Wäsche waschen auf den Weg in die Stadt um etwas zu Essen. Leider waren wie immer die Restaurants am Nachmittag noch geschlossen und so blieb uns ein in der Nähe liegender Burger King. Auch hier kann man satt werden. Die Bestellung gaben wir an einem Monitor ein und auch die Bezahlung erfolgte per Kreditkarte. Da alles für mich etwas verwirrend wirkte tippte ich einiges am Bildschirm an. Auf dem Bon zum abholen stellte sich dann heraus, das ich auch ein Beachvollyball Set bestehend aus 2 Schlägern und einem Softball im Wert von 4,90 Euro bestellt hatte. Meine Mitpilger machten sich darüber natürlich lustig. Ein schönes Bild hätte ich abgegeben, ich mit meinem Beachvollyballset am Rucksack auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Aber zum Glück war ja mein Caminoengel Lelia bei mir. Sie machte den Spaniern auf Englisch klar, das dies eine Fehlbestellung war und ich bekam mein Geld wieder zurück. Wir liesen uns den Fastfood schmecken und tauschten dabei allerlei Geschichten untereinander aus. Danach kauften wir uns noch etwas fürs Abendessen in der Herberge. Lelia und Werner aus dem Hunsrück gingen zurück zur Herberge. Werner der Belgier wollte unbedingt zur berühmten Bar Iruna in der Ernest Hemigway seine Tage in Pamplona verbrachte. Werner hatte keine Ahnung wo diese sein sollte. Aber es gab ja Google Maps. So navigierte er uns durch die Stadt. Der Weg ging kreuz und quer bis wir etwas außerhalb in einem Wohngebiet waren. Dort merkte er, das er etwas nicht aktualisiert hatte. Wir gingen gefühlte 10 km bei großer Hitze durch die Stadt um festzustellen das unser Ziel die Iruna Bar eigentlich nur einige 100 m vom Burger King entfernt war. Werner war es sichtlich peinlich und sagte, das er mir für den Umweg ein Bier spendieren würde. Im Cafe Iruna war es ziemlich voll, aber wir fanden trotzdem noch einen Sitzplatz. Hier ließen wir uns erstmal das Eiskalte Bier schmecken. Auf dem Rückweg machten wir noch einige Bilder von den Absperrungen die für San Fermin, die berühmte Stierhatz aufgebaut waren. Jetzt war es aber genug mit Sightseeing in Pamplona. Ich wollte nur noch zurück in die Herberge und noch etwas relaxen und auch mit den Pilgern unterhalten. Werner, Laura und Lelia saßen gemütlich unter der Weinlaube und liesen es sich gut gehen. Es wurde noch ein schöner Abend und gegen 22.00 Uhr ging es zu Bett.