Nach einer Nacht im Strohlager bereitete uns die Bäuerin ein reichhaltiges Frühstück, bei dem wir uns nochmals richtig stärken konnten für die Etappe des heutigen Tages. Es sollte heute einer der anstrengensten Etappen mit 36 km auf unserem Weg durch die Schweiz werden. Bei herrlichen Sonnenschein hatten wir zunächst wieder wie in den vergangenen Tagen einen steilen Anstieg zu Beginn. Heute hatte man den Eindruck in der gesamten Schweiz ist Jauchefahren angesagt. Es war tatsächlich so, das kaum eine Wiese verschont blieb, und so mussten wir ein paar mal durch frisch geodelte Wiesen laufen. Die Bauern ahnten wohl schon den kommenden Regen, der in den nächsten Tagen kommen sollte. Über Stans führte uns der Weg in den weltberühmten Pilgerort Flüeli, wo der Nationalheilige der Schweiz, Nikolaus von der Flüe lebte und wirkte. Diesen Ort suchte auch Papst Johannes Paul II als Pilger auf. Zunächst mussten wir aber den Berg hinunter in eine Schlucht, die Ranft, wo Bruder Klaus als Einsiedler lebte. Dort suchten wir die Kapelle und die berühmte Klause auf. Steil ging es den Berg wieder hoch in den Ort Flüeli, wo wir eine Rast bei einem kühlenden Eis einlegten. Danach ging es über Sachseln Richtung Sarner See. Eine zeitlang ging es am Seeufer entlang, hier war es besonders schön zu laufen, und man konnte sich die vielen Villen am Seeufer ansehen. Die Sonne hatte sich mittlerweile verzogen, es war sehr schwül und es kamen vermehrt Regenwolken auf. Unser Ziel für heute war Giswil, dort hatten wir kurz vorher beim „Lama Freddy“ angerufen wegen einer Unterkunft. Diese lag etwas abseits des Jakobsweges und es gab kein Abendessen, da seine Frau nicht da war. So mussten wir zwangsläufig einen grösseren Umweg über eine Ortschaft mit einem Lebensmittelgeschäft machen. Nachdem wir unsere Verpflegung gekauft hatten begann es heftig zu regnen. Den genauen Weg zur Unterkunft kannten wir auch nicht. So kam es das wir vor dem Supermarkt ein Ehepaar ansprachen, um nach dem Weg zu fragen. Zuerst erklärten sie uns den Weg, und sagten dann, das sie uns einfach hinfahren wollen. Die hilfsbereitschaft gegenüber Pilgern ist auch in der Schweiz sehr ausgeprägt. Auf die schnelle organisierten sie mit ihren Nachbar, die auch gerade einkauften, noch ein Fahrzeug für uns alle um uns zum Lama Freddy zu fahren. Wir waren darüber sehr froh und dankbar, den nach 36 km in den Beinen und bei starken Regen sehnten wir nur noch die Unterkunft herbei. Es bewahrheitete sich wieder mal „Nichts ist Zufall“ und Hilfe gibt es immer auf dem Jakobsweg. Mann muss nur ein gewisses Vertrauen entwickeln. Dort angekommen bedankten wir uns zunächst bei unseren „Rettern“ und Freddy lud uns erst mal zu einem Bier ein. Es war sehr nett sich mit ihm zu unterhalten. Irgendwie strahlte er eine gewisse Ruhe aus, die anscheinend den meisten Schweizern zu eigen ist. Nach einem ausgiebigen Abendessen, das wir richtig zelebrierten und ein paar Gläsern Rotwein verbrachten wir wieder eine Nacht im Stroh. Es regnete fast die ganze Nacht durch und die Temperaturen wurde etwas kühler.
Grüezi und Buen Camino