Die Nacht im Seminario Menor war ruhig und ich konnte tief und fest schlafen. Da es gestern doch etwas später geworden ist, war die Nacht entsprechend kurz, wollte ich doch um 8.00 Uhr zur deutschen Pilgermesse. Diese fand in St. Fiz an den Markthallen statt und lag auf direkten Weg vom Seminario Menor zur Kathedrale. Benedikt, Daria und Hans der Diakon waren auch gekommen, Sonst kannte ich keine weiteren Pilger. Aufgrund der überschaubaren Pilgerzahl saßen wir alle zusammen im Altarraum. Plötzlich steht ein Pilger vor mir uns sagt: Gerhard, was machst du denn hier? Ich schaute zunächst verdutzt und musste mich erst mal sammeln. Dann fielen wir uns in die Arme. Es war Dieter aus dem Schwabenland. Ihn hatten Edgar und ich vor 2 Jahren auf dem Camino Frances immer wieder mal über einen längern Zeitraum getroffen. Auch waren wir damals zusammen in Santiago des öfteren unterwegs. Und jetzt treffen wir uns hier nach 2 Jahren in der deutschen Pilgermesse. Nichts ist Zufall! Die anderen anwesenden konnten dies kaum glauben und schüttelten des öfteren den Kopf. Er erzählte mir, als er hinten in der Kirche stand und mich an meiner blauen Jacke erkannte, die ich bereits vor 2 Jahren trug, konnte er es selbst kaum glauben und sagte zu seiner Frau. „Da ist der Gerhard“. Sie verstand nicht was er meinte, wie auch, so etwas erwartet man ja nicht. Dieter war zusammen mit seiner Frau unterwegs. Die beiden waren in Leon gestartet. Wir hatten uns natürlich viel zu erzählen, mussten uns aber erstmal gedulden, denn jetzt war Pilgermesse. Der Pilgerpfarrer und der zuständige Diakon gestalteten diesen Gottesdienst ganz hervorragend. Besonders die Predigt war gelungen. Eigentlich schade das wir hier nur zu dreizehnt waren, inklusive Pfarrer, Diakon und einer Helferin. 9 deutschsprachige Pilger, bei der Menge von Pilgern die jeden Tag Santiago erreichen, sehr bedenklich für mich, handelt es sich doch immer noch um einen Pilgerweg und am Ende sollte doch auch eine Pilgermesse dazu gehören. Zumal diese sehr ansprechend war. Am Ende der Messe gab der Pfarrer noch jeden einzeln den Pilgersegen. Jetzt war Zeit sich zu unterhalten, was wir natürlich ausgiebig taten. Wir verabreteten uns für den morgigen Abend, denn heute hatten Dieter und seine Frau schon andere Verabredungen getroffen. Auch ich wollte heute nach Finisterre, aber nicht zu Fuß wie das letzte mal, sondern mit dem Bus. Zunächst musste ich erstmal zum Busbahnhof der ca, 20 Minuten entfernt war. Dort angekommen fragte ich mich durch und kaufte einen Fahrschein. Inga, die Pilgerin aus dem Pilgetreffen hatte mir gestern noch ihre Telefonnummer gegeben damit wir uns für die Fahrt nach Finisterre verabreden können.. Ich rief sie an und sie war schon auf dem Weg zum Busbahnhof. So fuhren wir zusammen zum Kap. Nach fast 2 Stunden Busfahrt machten wir zunächst ein kleines Frühstück, bevor wir uns getrennt auf dem Weg zum Ende der Welt machten. Auf dem Weg dahin sprach mich ein Pilger aus Kulmbach an. Er hatte mich im Bus fränkisch reden hören, was ja nicht zu verleugnen ist. An der alten Kirche von Finisterre war ich erstaunt, war sie doch diesmal offen, Vor 12 Jahren feierten wir eine Messe hier mit einer deutschen Reisegruppe und vor 2 Jahren war sie geschlossen. Ich nutzte natürlich diese einmalige Gelegenheit um dieser einen Besuch abzustatten. Es war ergreifend hier wieder nach 12 Jahren zu sitzen. Am Km Stein Null angekommen war alles überfüllt mit Autos und Menschen. Auch hier hatte sich einiges seit 2 Jahren verändert. Irgendwie war es natürlich anders als zu Fuß hier her zu kommen. Trotzdem war es wieder ein emotionaler Hochgenuss eine längere Zeit auf dem Felsen am Meer zu sitzen und sich unsere Endlichkeit bewußt zu machen. Man konnte trotzdem alleine sein, wenn man sich weit genug hinunter wagte, denn viele hatten etwas Angst dabei. Dann kam Inga dazu und wir saßen teils schweigend teils unterhaltend noch etwas zusammen auf dem Felsen. Ich machte mich dann zurück auf den Weg nach Finisterre um am Meer Fisch zu Essen. Mittlerweile hatte ich ganz schön Hunger, hatte ich doch schon lange nichts mehr gegessen. Später traf ich mich mit Inga an der Bushaltestelle für die Rückfahrt. In Santiago musste ich mir erst mal ein Ladekabel für mein Handy besorgen, den mein altes funktionierte schon seit ein paar Tagen nicht mehr richtig. Danach trafen wir dann Daniel und Jacqueline die gerade in Santiago angekommen waren und auf der Suche nach ihrer Herberge waren. Wir umarmten uns vor Wiedersehensfreude. Die beiden hatte ich letzte Woche irgendwo auf dem Weg eine kurze Zeit getroffen und trotzdem freut man sich herzlich sich wieder zu treffen. So etwas gibt es nur hier auf dem Camino. Mein Freund Dieter, der Pfarrer, sagte mir das es am Abend ein internationales Friedensgebet im Kloster geben würde und ich entschloss mich es zu besuchen. Man sollte am Eingang warten und würde dann abgeholt. So war es auch dann auch. Es stand auch ein Deutscher mit Namen Robert dabei. Er fragte mich woher ich denn meine Muschel habe, die ich um den Hals trage? Ich sagte, das sie ein Geschenk meiner Frau sei. Er wollte sie mal genauer ansehen, denn auf der Rückseite würde sie ein Zeichen haben. Nachdem er sie begutachtete hatte sagte er, das er diese Muschel über das Internet verkauft hatte. Das Friedensgebet war bei Kerzenlicht sehr stimmig und spirituell gestaltet. Jeder durfte in seiner Sprache etwas beten und ein Friedenslicht anzünden. Allerdings war es hier wie bei der deutschen Pilgermesse am Morgen. Wir waren nur 14 Pilger aus Spanien, Italien. Polen und Deutschland. Es waren zwar einige wenige Pilger mehr, aber es handelte sich um das internationale Friedensgebet. Ich hätte auch hier mehr Pilger erwartet. Den Abend ließ ich dann zusammen mit Robert ausklingen. In einer kleinen Bar saßen wir darußen, denn es war noch richtig warm. Auch mit ihm konnte man sich gut unterhalten und wir lagen auf der gleichen Wellenlänge. Wolfgang, den ich in der Herberge in Padron getroffen hatte stand plötzlich vor mir. Fast hätte ich mich nicht mehr an ihn erinnert und musste sogar nachfragen. Es war mir etwas peinlich, hatte ich ihn doch erst vor ein paar Tagen getrofen. Aber bei den vielen Pilgern, die ich kennengelernt hatte kann das schon mal passieren. Gleich darauf begrüßten mich Salvo und Carla mit inniger Umarmung, sie hatte ich zuletzt in der Casa Fernanda getroffen. Hier konnte ich mich gleich erinnern. Wahnsinn alle hier nochmal zu treffen. Der Camino verliert niemanden und Pilger die sich verstehen treffen sich immer wieder. Nichts ist Zufall. Es war auch heute wieder spät geworden und zusammen mit Robert, der auch im Seminario Menor wohnte, machte ich mich auf den Rückweg. Von ihm musste ich mich auch gleich verabschieden, denn er reiste ganz früh am Morgen ab. Nach einem intensiven Tag ging ich zu Bett. Zwischenzeitlich war mein Handy ausgegangen und als ich es mit dem neuen Ladekabel wieder verbunden hatte, las ich, das Inga mit mir Essen gehen wollte. Schade, aber dafür war es jetzt leider zu spät. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag in der deutschen Pilgermesse.
Gracias und Buen Camino