Da wir alleine im Schlafsaal waren und uns heute nur eine kurze Strecke vorgenommen hatten konnten wir entspannt bis gegen 6.00 Uhr schlafen. Es war noch dunkel als wir uns auf den Weg machten. Zwei ältere Pilger die uns bereits in den vergangenen Tagen aufgefallen waren, rauschten in einem „Affenzahn“ an uns vorbei. Wir wussten nicht, sind die auf der Flucht oder hatten sie schon früh am Morgen Angst kein Bett zu bekommen. Aber es war immer wieder lustig die unteschiedlichsten Pilger zu treffen. Kurz nach Morgade in Rozas war schon eine Bar geöffnet. Hier konnte man gemütlich Frühstück machen. Nach und nach kamen immer mehr Pilger und hatten die gleiche Idee. Jens aus Mölln setzte sich zu uns an den Tresen. Wir hatten ihn schon in den letzten Tagen das ein oder andere Mal gesehen. Heute kamen wir endlich mal ins Gespräch mit ihm. Er war ein sehr netter Zeitgenosse und man merkte schnell, das er den Weg als christlichen Pilgerweg ansah. Wir gingen einige Zeit mit ihm und kamen an den berühmten 100 Km Stein. Dort machten wir ein Foto, um diesen Moment festzuhalten. Nach einiger Zeit kam wieder ein 100 Km Stein, es war der ursprüngliche, den es schon immer gab. Weshalb es zwei 100 Km Steine gibt, war nicht aufzuklären. Ziemlich ereignislos ging es Richtung Portomarin. Von einer Anhöhe aus ging es einen felsigen Hohlweg hinunter an den Staussee von Portomarin. Zum Glück war es trocken, bei nassen regnerischen Wetter wäre es auf diesen Wegen richtig gefährlich gewesen. Nach der berühmten Brücke über den Staussee entschlossen wir uns in den Ort zu gehen und die dortige Kirche auf zu suchen. Wir hatten ja Zeit und es war noch früh am Tag. Nach der Besichtung der Kirche setzten wir uns auf die Terasse einer Bar um Kaffee zu trinken und die ankommenden Pilger zu beobachten. Catarina aus Italien, die wir zuletzt in Foncebadon getroffen hatten begrüßte uns herzlich. Auch Gisela Maria, die Hospitalera aus La Faba machte eine kurze Pause in Portomarin. Neben uns am Tisch saß ein Pilger, der recht deutsch aussah. Mittlerweile hatte man einen Blick welche Pilger denn aus Deutschland kommen. Irgendwie hatte man das schon im Gefühl. Mal sah man es an der Ausrüstung wie den Deuter Rucksack und einandermal konnte man am äußeren schon den deutschen Pilger erkennen. Der Pilger am Nebentisch war Frank und kam aus der Lutherstadt Wittenberg. Auch heute suchten wir uns eine Herberge abseits des Mainstreams. In Ventas einen winzig kleinen Ort, der sicher weniger Einwohner hatte als Betten für Pilger, gab es zwei Herbergen. Wir entschieden uns für die am Ortseingang. Sie war richtig luxoriös ausgestattet. Es waren relativ viele „Kofferpilger“ in der Herberge untergebracht. Frank aus Wittenberg kam später auch noch dazu, und so hatten wir Gelegenheit uns kennen zu lernen. Er war ein sehr ruhiger Zeitgenosse und es war angenehm sich mit ihm zu unterhalten. Irgendwie kam man mit den anderen Pilgern die in der Herberge waren an diesem Tag nicht weiter ins Gespräch. Vielleicht lag es daran, das zwischen Pilgern die ihren Rucksack transportieren lassen und Pilgern die ihren Rucksack selber tragen eine andere Auffassung über das Pilgern herrscht. Das Pilgermenü und dazu ein Rotwein rundeten den Tag ab. Eigentlich hatten wir uns vor 8 Jahren beim Beginn unseres Weges vorgenommen, das wir ab Leon jeden Abend mindestens 1 – 2 Flaschen Rotwein trinken. Das wäre aber entschieden zu viel. Man muss trotzdem auf seine Ernährung und auch auf den Alkoholkonsum achten, denn man muss ja jeden Tag zwischen 20 und 40 km bewältigen können, und das über einen Zeitraum von über 4 Wochen. Wir waren jetzt schon über 3 Wochen unterwegs und hatten bisher keine körperlichen Probleme. Das dies nicht immer selbstverständlich ist, sahen wir bei vielen Pilgern die oft verschiedene körperliche Probleme hatten wie Blasen an den Füßen oder Gelenkentzündungen. Manche verbrachten sogar zwischendurch 1 – 2 Tage im Krankenhaus um danach ihren Weg weiter zu gehen. Vor solchen Pilgern muss man allerhöchsten Respekt haben, wenn sie trotz solcher Probleme nicht ihr Ziel aus den Augen verlieren. Das dieser Weg einem alles, körperlich und psychisch, abverlangen wird muss einem bei Beginn schon klar sein. Christian, der Hospitalero von La Faba sagte damals zu uns, das Statistiken aussagen würden, das nur 50% der Pilger die sich den Weg vornehmen auch das Ziel Santiago wirklich erreichen. Mit der Hoffnung dieses Ziel in wenigen Tagen zu erreichen gingen wir schlafen.
Buen Camino