103. Etappe von Samos (Triacastella) nach Morgade

DSC03298Die Nacht im großen Schlafsaal des Klosters war recht ruhig. Es war über Nacht kühl geworden und man musste schon seinen Schlafsack gut verschließen um nicht zu frieren. Recht ungewohnt nach der Hitze der vergangenen Tage. Heute konnte ich richtig lange ausschlafen, hatte ich doch einen Vorsprung von einigen Kilometern gegenüber Edgar. Nach und nach hatten alle die Herberge verlassen und ich war nur noch mit 2  Pilgern im Schlafsaal. Dies war recht ungewohnt, aber man hätte sich auch daran gewöhnen können jeden Tag etwas länger zu schlafen und so zu sagen antizyklisch auf den Weg zu gehen. In der Ortschaft Samos war es selbst um diese Zeit am Morgen absolut ruhig und man sah keinen Menschen auf der Straße. So begann der Weg wie er gestern endete. Der Weg ging entlang der Straße und nach dem Ortsende führte er nach rechts auf einen Waldweg. Auch hier war man ganz alleine unterwegs und sah weit und breit keinen Pilger. Es war kalt und nebelig geworden und man musste aufpassen das man die Wegweiser nicht verpasste. Irgendwann kam eine kleine Ortschaft und die örtliche Bar hatte auch schon geöffnet. Darin waren zu meiner Überraschung die Kolumbianer und Fernando begrüßte mich mit einer herzlichen Umarmung als hätten wir uns schon ewig nicht mehr gesehen. Er stellte mich seinen anderen Freunden mit Namen vor und wir machten von uns einige Erinnerungsfotos. Dank Lina, ebenfalls eine Kolumbianerin, die englisch sprach, konnten wir uns unterhalten. Wir alle hatten Zeit und frühstückten gemütlich in dieser kleinen Bar. Vom Bartresen aus konnte ich durchs Fenster auf die Straße blicken und sah das gerade Marianne und Edgar mit schnellen Schritten an der Bar vorbeigingen. Ich ging schnell nach draußen auf die Straße um nach ihnen zu rufen. Sie waren beide total überrascht, das wir uns hier zufällig trafen ohne miteinander vorher telefoniert oder einen Treffpunkt vereinbart zu haben. Eigentlich wollten wir uns ja erst in Sarria wieder treffen. Die Erkenntnis des Tages: Der Camino verliert niemanden und „Nichts ist Zufall“. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg nach Sarria. Das Wetter hatte sich wieder gebessert und man hatte den spanischen Sommer wieder zurück. An der Kirche in Sarria sammelten sich schon sehr viele Pilger um sich ihren ersten Stempel im Pilgerpass für die letzten 100 Km zu holen. Eigentlich hatte man noch mehr Pilger dort erwartet. Sollte etwa der große Run auf den letzten 100 Km ausbleiben und es entspannt auf dem Camino weitergehen wie bisher. Auch Frank den Pastoralreferenten aus der Nähe von Aachen trafen wir hier nach einigen Tagen wieder. Unterwegs trafen wir dann auch wieder auf Denise die eine längere Strecke mit uns ging. Marianne war wie immer viel schneller als wir und vor uns, ansonsten war es recht einsam auf diesem Abschnitt nach Sarria. Komisch, eigentlich hatte man hier die Pilgerautobahn erwartet. Zwischenzeitlich machten wir in Ferreiros an einer Alberque mit Bar halt um noch ein Erfrischungsgetränk zu uns zu nehmen. Dabei sahen wir wie die Post und andere Transportunternehmen gerade jede Menge Rucksäcke von Pilgern brachten, die hier übernachten wollten. Auf diesem Abschnitt des Weges war es nichts mehr aussergewöhnliches das Pilger ihre Rucksäcke transportieren lassen. Ihre Tagestouren sind geplant und sie gehen meist nur einige Kilometer am Tag. Abends schlafen und Essen sie in besseren Unterkünften. Der Camino ist mittlerweile ein gutes Geschäft für die Transportunternehmen, die Orte und Geschäfte am Weg geworden. Die Nachfrage scheint immer noch nicht geringer zu werden. Viele wollen dem Trend folgen um sagen zu können – Ich bin den Jakobsweg gegangen. Ob diese Art und Weise den Weg zu pilgern allerdings die Richtige ist wird von vielen bezweifelt. Am Nachmittag entschlossen wir uns zur Herberge in der nähe von Morgade zu gehen. Es war eine alte umgebaute Mühle etwas abseits der Hauptorte die in den Pilgerführern stehen. Sie war richtig schön und stilgerecht umgebaut mit einem neuen Schlafsaal der Platz für 16 Pilger bot. Wir waren die ersten Pilger die an diesem Tag kamen und wir sollten es auch bleiben. So hatten wir den Schlafssal und die beiden Bäder und Toiletten für uns ganz alleine. Was für ein Luxus. Allerdings hatte dies auch den Nachteil, das man ausser der Inhaberin der Herberge, die zum Glück englisch sprach, keine Unterhaltung hatte. Trotzdem verging der Nachmittag relativ schnell. Man lag in der Sonne, und trank die Flasche Rotwein, die Edgar ausgeben musste wegen dem vergessenen Pilgerführer in Cebreiro. Das Abendessen gab es in einem Nebengebäude. Nach einer Flasche Rotwein gingen wir schlafen.

Bien Camino