Eine ruhige Nacht lag hinter uns trotz einiger nicht vermeidbarer Schnarcher. Wir schlichen uns wieder mal aus dem Schlafssal und machten ein kleines Frühstück im Gemeinschaftsraum. Shayenne, Eddy und Renate waren auch bereits früh auf den Beinen und frühstückten mit uns. Christian hatte Kaffee gemacht und dazu gabe es Weißbrot mit Marmelade. Mehr braucht man eigentlich nicht als Start in den Tag. Schwester Gisela Maria beendete heute ihr Zeit als Hospitalero in La Faba und war ab heute auch ein Pilger auf dem Jakobsweg. Sie wollte den Weg bis nach Santiago und weiter bis Finisterre pilgern. Unser Weg führte uns zunächst in die kleine Kirche wo wir den Tag mit unserem täglichen Lied begannen. Bei herrlichen Sommerwetter ging es schweißtreibend immer Bergauf Richtung des berühmten O Cebereiro. In der dortigen Pfarrkirche wird der Heilige Kelch von Galicien aufbewahrt. Vor den Bars saßen schon einige bekannte Gesichter. Die einen wie Michail hatten oben an diesem mittelalterlichen Ort übernachtet. Er freute sich herzlich uns wieder zu sehen. Wieder andere kamen wie wir aus La Faba. In einer Bar genehmigten wir uns einen Cafe con Letche. Edgar studierte wie immer bei dieser Gelegenheit seinen Pilgerführer. Edgar lies ihn auf dem Tresen liegen und ging noch zur Toilette. Beim Gehen vergaß er ihn und ich nahm ihn an mich ohne es ihm zu sagen. Ich wollte mal testen wann er es merken würde. Wir gingen ungefähr 3 km bis er merkte das er ihn vergessen hatte. Ich sagte aber vorerst nichts und machte mir einen Spaß daraus. Er legte seinen Rucksack an den Wegesrand und wollte zurücklaufen um ihn zu holen. Nachdem er einige Meter gegangen war sagte ich ihm das ich ihn eingesteckt hatte. Er war erleichtert und versprach als Belohnung eine Flasche Rotwein. Den Spaß aber war es wert. Nach einiger Zeit erreichten wir den Grenzstein zwischen Katsilien und Galacien. Ein Erinnerungsfoto dort war Pflicht. Anschließend ging es nochmals den Berg hoch zum Alto San Roque. Dort gibt es ein Pilgerdenkmal an dem wir kurz Rast machten. Bei extremer Hitze ging es recht ereignislos durch einige kleine Dörfer nach Triacastella. Auch solche Strecken auf denen man kaum jemanden trifft und die auch landschaftlich nicht gerade prickelnd sind gehören halt manchmal zum Pilgeralltag. Gegen14.30 erreichten wir dann Triacastella. Gleich am Ortseingang gibt es eine Pilgerherberge in der wir auch schon 2007 waren. Edgar beschloss dort hinein zu gehen. Ich hingegen machte den Vorschlag weiter nach Samos zum dortigen Kloster zu laufen. Ich fühlte mich noch trotz der Hitze fit genug nach bereits gelaufenen 28 km noch weitere 12 km zu gehen, zumal das dortige Kloster sehenswert ist und man auch dort übernachten konnte. Edgar war nicht zu überzeugen und so entschloss ich mich alleine weiter zu gehen. Es war das erstemal in 8 Jahren das wir uns auf unserem Camino trennten. Wir verabredeten das wir uns am nächsten Tag in Sarria wieder treffen. Zunächst musste ich erst für genügend Wasser sorgen, denn auf der Strecke nach Samos gab es keine Möglichkeit etwas zu kaufen und es war immer noch extrem heiß in der Nachmittagshitze. Marianne saß in einer Bar und sah mich alleine auf der Straße weiterlaufen. Sie lief mir hinterher und wollte wissen, warum ich alleine weiterlaufe. Aber irgendwie zog es mich zu diesem Kloster nach Samos. Zunächst ging es eine recht lange Strecke an der Straße entlang. Es war weit und breit kein Pilger zu sehen und man musste aufpassen nicht die Abzweigung von der Straße weg zu verpassen. Später ging es dann durch einsame Dörfer wo man ebenfalls keinen Menschen traf. Irgendwie war es total ungewohnt, hatte man doch immer Pilger getroffen und auf diesem Abschnitt traf ich keinen einzigen. In Samos auf der Anhöhe angekommen hatte man einen herrlichen Blick auf das Kloster das in der Nachmittagssonne vor einem lag. Auch in Samos waren nicht viele Pilger zu sehen. Diese Zusatzstrecke tun sich viele anscheinend nicht an. In der Klosterherberge war noch viel Platz und so quardierte ich mich dort ein. In der Bar nebenan konnte man seinen Durst löschen und auch Pilgermenüs gab es dort. Am Tresen neben mir saß noch ein freundlicher Pilger. Wir prosteten uns gegenseitig zu, leider sprach er weder englisch noch deutsch. Nach einer Verständigung mit Händen und Füßen wusste ich das er Fernando hieß und aus Kolumbien kam. Bei ihm saßen noch einige Landsleute von ihm. Es waren die Kolumbianer, die Edgar in Ponferrada nicht gerade nett behandelt hatte. Zum Glück wussten sie nicht das wir zusammen gehörten. Wir trafen uns auch später wieder in der Pilgermesse die leider nicht sehr gut besucht war. Fernando umarmte mich beim Abschied und irgendwie schien sich eine eine Art Freunschaft mit ihm zu entwickeln, obwohl wir keine Sprache hatten um uns zu verständigen. Um 22.00 Uhr schloss die Herberge und müde mit über 40 km in den Beinen ging ich schlafen.
Buen Camino