Heute standen wir sehr, sehr früh auf, wollten wir doch bei Sonnenaufgang am Cruz de Ferro sein, das ungefähr 2 km von Foncebaton entfernt ist. Wir schlichen uns mit etwa 10 weiteren Pilgern aus dem Schlafsaal und machten mit ihnen zusammen Frühstück. Es war noch dunkel als wir losgingen und es waren schon Pilger unterwegs, die die gleiche Idee hatten wie wir. Nach einem Anstieg erreichten wir an diesem herrlichen Sommermorgen das Cruz de Ferro auf einer Höhe von 1517 m. Dort ist einer der symbolträchtigsten Punkte auf dem gesamten Camino. Auch für uns war dort ein Höhepunkt auf unserem Camino. Wir waren fast alleine, nur wenige Pilger waren schon dort und so beschlossen wir am Fuße des Eisenkreuzes den Engel des Herrn „Reinste Jungfrau“ zu singen. Im Anschluß legten wir unsere Steine, die wir aus der Heimat mitgebracht haben am Fuß des Kreuzes ab. Es war schon ein besonderer emotionaler Augenblick nochmal hier am Cruz de Ferro zu stehen und zu beten. Man sagt das einem der Weg mindestes einmal weinen lässt. Heute war es soweit an diesem besonderen Ort auf dem Camino. Auch der beginnende Sonnennaufgang tat sein übriges zur besonderen Stimmung an diesem Morgen. So langsam kamen immer mehr Pilger ans Kreuz und es war mit der Ruhe vorbei. Vom Cruz de Ferro ging es dann an den berühmten Wegweiser der in Majarin steht. Dort hat Tomas, ein selbst ernannter Tempelritter seine orginelle Pilgerherberge. Die meisten die vorbei kommen schauen auch mal bei ihm rein und essen oder trinken eine Kleinigkeit. Dies alles gegen Donativo – Spende. Hier ist noch vieles ursprünglich. Tomas ist einer der letzten Orginale die es noch gibt. Der Weg Richtung El Acebo geht dann stetig bergab, was mit der Zeit ganz schön auf die Knochen ging. In El Acebo wollten wir aus Nostalgiegründen in die gleiche Bar wie vor 10 Jahren. Also gingen wir an den offenen Bars am Ortseingang vorbei, leider war diese Bar dann geschlossen, so das wir an diesem Morgen keinen Cafe con Letche mehr bekamen. Der Abstieg nach Molineseca war noch steiler und felsiger als der bis El Acebo. Nach dem anstrengenden Abstieg machten wir zunächst Rast in Molineseca. Der anschließende Weg führte nun durch das nun beginnende Gebiet des Bierzo. In Ponferrada angekommen ging es eine zeitlang vom Stadtrand Richtung Innenstadt. Unser heutiges Ziel sollte die kirchliche Herberge „San Nicolas“ sein, auch aus Nostalgiegründen versteht sich. Zunächst hatten wir uns aber verlaufen und sahen keine Wegweiser mehr. Lee, der Koreaner kam auch dazu und wusste auch nicht wie es weiter zur Herberge geht. Wir fragten eine Spanierin nach dem Weg. Diese war sehr hilfsbereit und ging sogar ein Stück des Weges mit uns bis wir die Herberge schon von weitem sahen. Im Innenhof der Herberge mit seinem Brunnen warteten schon viele Pilger um eingelassen zu werden. Am Brunnen konnte man sich schon einstweilen erfrischen. Catarina aus Italien und Marianne waren auch schon da. Wir wurden mit 2 Franzosen in ein Zimmer im Erdgeschoss gelegt. Giselle und Stefan kamen aus der Nähe von Cahors und kannten Venasque und den Orden von Notre dame de Vie, dem unser ehemaliger Pfarrer und Freund Michael Dotzauer angehört. Die beiden konnten leider nur ein paar Wörter englisch, aber es reichte um sich zu unterhalten. Manchmal kann man sich auch mit dem Herzen unterhalten, wenn die Grenzen der Sprache erreicht sind. Später kam dann eine Frau mit ihrem Mann und den beiden Kindern in die Herberge. Sie kamen aus Modena in Italien und pilgerten den Weg zusammen als Familie. Auch die Kinder, ein Junge und ein Mädchen ca. 10 und 12 Jahre alt mussten ihre Rucksäcke selbst tragen. Die Disziplin mit der diese Familie unterwegs war ist schon bewundernswert. Man hörte von den Kindern überhaupt kein Klagen das sie ihr Gepäck tragen mussten, oder das sie in Herbergen mit vielen anderen Pilgern übernachten mussten. Es gibt sicherlich nicht sehr viele Kinder in diesem Alter die mit dem Caminovirus so infiziert sind. Nach der Körperpflege und dem waschen der Wäsche wollten wir in der Innenstadt was einkaufen fürs Abendessen. Vor dem Tor trafen wir Carla aus Argentinien. Sie suchte auch einen Supermarkt und so machten wir uns gemeinsam auf die Suche. Irgendwie war dann Carla verschwunden und wir waren plötzlich am Rathausplatz. Dort war es wahrscheinlich aufgrund der Hitze recht ruhig. Nach dem Besuch der Kirche suchten wir uns einen schattigen Platz in einer Bar. Marianne hatte anscheinend den gleichen Gedanken und kam mit zwei weiteren Pilgern die sie unterwegs kennengelernt hatte zu uns an den Tisch. Die beiden waren Waltraud und Heinz aus der Rhön. Wir hatten sie heute morgen schon mal kurz nach Foncebadon gesehen. Ich nannte sie unter uns immer Waltraud und Mariechen, so konnte ich mir das besser merken bei den vielen Pilgernamen. Sie laufen den Weg auch in Etappen. Bei einem kühlen Bier hatten wir eine kurzweilige Unterhaltung. Auf dem Rückweg kauften wir noch etwas für Abendessen. Es sollte heute mal nicht ganz so üppig ausfallen. Wir hatten beschlossen Suppe zu kochen. Die Küche in der Herberge war recht großzügig ausgestattet. Heute kochten auffällig viele Pilger. Auch Giselle und Stefan kochten selbst genauso wie die Koreaner. Ihr Essen sah wirklich lecker aus, die Asiaten waren richtige Gourmes und immer creativ beim kochen. Nach dem Abendessen war dann in der Kapelle eine Messe für die Pilger. Sie war im Gegensatz zu anderen Messen gut besucht. Leider gab es keine spezielle Pilgerandacht wie vor 10 Jahren. Nach einem anstrengenden Tag gingen wir schlafen.
Buen Camino